Finanzplanungs- und Treuhand-News

17.1.2022

Negativzinsen: Wie kann man sie vermeiden?

Leider erheben die meisten Kreditinstitute für Guthaben inzwischen ein Verwahrentgelt, auch Negativzins oder Strafzins genannt, meist in Höhe von 0,5 bis 1 Prozent p.a. Waren vor einem Jahr noch hauptsächlich grössere Vermögen bei einzelnen Instituten betroffen, zahlen jetzt auch Kleinanleger:innen. Damit wird Sparen zum Minusgeschäft. Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen und Strategien, um der Negativzinsfalle zu entkommen.

Vermeidungsstrategie «Feilschen» Ein Ausweg aus der Negativzinsfalle mag sein, mit seiner Bank zu verhandeln. Viele Institute führen zwar scharfe Abwehr-Zinsen gegen neue Bareinlagen ein, sind aber daran interessiert, sich mit ihren Bestandskund:innen zu einigen. Hat das Telefon bereits geklingelt und ein:e Bankberater:in Ihnen andere Bankprodukte als Ersatz für Ihre Liquidität empfohlen?

Sehen Sie es zumindest als gute Möglichkeit nochmal über die eigenen Ziele, das eigene Risikoprofil, Aktien oder Indexfonds (ETF) nachzudenken. Trotzdem sollten Sie vorsichtig sein, sich keine unpassenden oder unnötig teuren Bankprodukte wie Zertifikate und teure Dachfonds aufdrängen lassen. Gut präsentierte «Einlagenveredelung» kann hier einfach auch «mehr Geld verdienen» für Ihre Bank bedeuten. An dieser Stelle soll kein «Banken-Bashing» betrieben und Böses unterstellt werden, aber Sie dürfen ruhig auch «nein» sagen.

Vermeidungsstrategie «Wechseln & Aufteilen» Eine andere Möglichkeit ist es, Vermögenswerte auf viele Banken und Konti aufzuteilen oder die Bank zu wechseln. Aber mal ehrlich, dass «Banken-Hopping» löst auf Dauer keine Strafzins-Problematik, und wie viel Bargeldreserve und Notgroschen brauchen Sie denn wirklich?

Im Lockdown und im Home-Office haben viele die Zeit genutzt, stundenlang ihre Kleiderschränke nach dem «Marie-Kondō-Prinzip» aufzuräumen, praktische Ausbausysteme zu installieren und die Garagen ausgemistet. Lust hatte man eigentlich nicht, aber eben viel Zeit. Mit den Finanzen geht es uns vielfach genau umgekeht. Zeit hätte man sicherlich, aber Lust?

Würden wir alle mit Spass und freier Zeit unsere Finanzen organisieren, gäbe es kaum ein Negativzinsproblem, da eine hohe Liquidität selten zielgerichtet und rentierlich strukturiert ist.

Vermeidungsstrategie «Finanzplanung»

Finanzplanung mag kompliziert erscheinen. Allein angesichts der Vielzahl der Möglichkeiten sind viele Anleger:innen überfordert: Welche Investitionen sind für die Altersvorsorge notwendig? Wie verschaffe ich meiner Familie und mir finanzielle Sicherheit? Welche Art(en) von Hypothek(en) eignen sich am besten für meine Belange? Wir wirken sich steigende Inflation und Zinsanhebungen auf meine Anlagen und Finanzstrategie aus? Wie sichere ich am besten die Ausbildung meiner Kinder ab? Soll ich ein Elektroauto kaufen oder leasen? Was ist bei der Auswahl meiner Krankenversicherung wichtig? Wie viel Sicherheit brauche ich eigentlich?

Der Schlüssel, um diese Fragen sinnig zu beantworten und auch Ihre Finanzen richtig zu ordnen, liegt ebenso wie beim Ausmisten und Aufräumen in der Planung.

Schritt 1: Bestimmen Sie zunächst, wie viel Bargeld Sie für Ihr Budget wirklich benötigen. Eine Reserve von drei bis zwölf Monatsausgaben sollte ausreichend sein.

Schritt 2: Zahlen Sie etwaige Schulden, Konsumkredite, Kreditkartenüberziehungen zurück und prüfen Sie die Auflösung von Leasingverträgen (auch die supergünstige 0,9-Prozent-Finanzierung ist sehr teuer, wenn man gleichzeitig für seine Barmittel auch noch Zinsen zahlt).

Schritt 3: Hohe Liquidität deutet zum einen auf eine nicht zielgerichtete Sparquote hin. Ein hilfreicher Finanzplaner-Tipp ist, das eigene Vermögen auf einer Zeitachse anzuordnen. Zeitlich geordnet sowie clever angelegt kann Vermögen in «Anlage-Töpfen» zur direkten Aufbesserung der Renten zum einen jederzeit verfügbar und renditeoptimiert, aber zum anderen auch durchaus langfristig gebunden sein. Erhöhen Sie daher zuerst Ihre ratierlichen Zahlungen für die steueroptierte Altersvorsorge mit Säulen 3a und 3b auf über zehn Prozent Ihres Nettoeinkommens.

Gestaffelte und steuerlich optimierte 3b-Einmaleinlagen ergänzen bei sinniger Planung flexible Bankprodukte. Sie dienen nebst der legalen Steueroptimierung vor allem der Nachlassplanung sowie dem Vermögensschutz und der Diskretion.

Schritt 4: Starten Sie frühzeitig den Aufbau eines kostengünstigen und diversifizierten Anlageportfolios, amortisieren Sie Ihr Eigenheim, sparen Sie für die Ausbildung Ihrer Kinder etc.

Schritt 5: Den Check-up nicht vergessen: Überprüfen Sie in regelmässigen Abständen, ob Anlagen und Ziele noch im Gleichgewicht sind. Bei familiären und beruflichen Veränderungen heisst es gleich: Ab in den Notfall, denn sprichwörtlich ist Zeit auch Geld.

Von nichts kommt nichts! Aktionismus vermeiden, Zeit nehmen und einfach mit einer Expertenplanung loslegen, frei nach Marie Kondō «Magic Planning: Wie eine richtige Finanzstrategie Ihr Leben verändert».